Gute Aussichten für die Guten
Mehr Ausbildungsplätze als Azubis
Die Konjunktur brummt, die Zahl der Arbeitslosen sinkt und am Ausbildungsmarkt sieht es für Bewerber besser aus denn je: Im Bereich der Arbeitsagentur München etwa, wurden für das kommende Jahr über 12.000 Ausbildungsplätze gemeldet, hinzu kommen nicht gemeldete Stellenangebote. Das sind 500 mehr als noch im Vorjahr. Die Unternehmen suchen also Nachwuchs und sind auch bereit, ihn für die Zukunft zu qualifizieren. Doch kurz vor dem Start des Ausbildungsjahres 2011 sah es so aus: 4.000 offene Stellen standen 2.400 Bewerber gegenüber. Das heißt: Mindestens 1.600 Ausbildungsplätze werden rein rechnerisch nicht besetzt werden können. In der Praxis dürften es weit mehr Plätze sein, die frei bleiben. Im bayerischen Handwerk etwa werden 20 Prozent aller freien Stellen nicht besetzt.
Problem Ausbildungsreife
Denn das Hauptproblem des Ausbildungsmarktes sind längst nicht mehr zu wenige Angebote sondern ungeeignete Nachfrager. Die Schulabgänger von heute, so beklagen die Ausbildungsbetriebe, seien für die komplexe Berufswelt von morgen nicht gerüstet. Häufig fehle es an grundlegendem Basiswissen und an sozialen Kompetenzen, sprich Umgangsformen, Disziplin und Leistungsbereitschaft.
Problem Wunschvorstellungen
Hinzu kommen unrealistische Vorstellungen: Mit einem Hauptschulabschluss kann man nun mal nicht Apotheker/in werden. Zu viele Bewerber versteifen sich zudem auf einen „Traumberuf“ und suchen nicht nach Alternativen, wenn sie im Wunschbetrieb und Wunschberuf nicht zum Zuge kommen. Dabei bietet das Spektrum von über 300 Ausbildungsberufen genügend Alternativen. Hier zeigt sich nach Erfahrungen der Arbeitsagenturen immer wieder das gleiche Problem: die Uninformiertheit der Schulabgänger. Dabei gibt es heute so viele Informationsquellen wie noch nie zuvor. Doch die muss man freilich nützen, und das ist schon die erste Hürde, denn das ist echte Arbeit.
Beste Aussichten
Doch nun zu den guten Nachrichten: Aktuell haben sogar traditionell begehrte Unternehmen wie Banken oder Versicherungen noch jede Menge Ausbildungsplätze frei und suchen händeringend nach geeigneten Bewerbern. Jeder, der die Voraussetzungen erfüllt, findet einen Platz. Die Guten sind also in der komfortablen Situation, frei wählen zu können. Dabei machen gute Noten zwar einiges aus, sind aber längst nicht alles. Neben dem erforderlichen Basiswissen (meist Rechnen und sprachlicher Ausdruck) legen Ausbilder auch Wert auf Durchhaltevermögen und Leistungsbereitschaft. Wer ohne umzuziehen bis zum Realschulabschluss dreimal die Schule wechselt, hat da schlechte Karten. Der eckt wohl immer an und kneift, wenn’s Probleme gibt, vermutet da der Personalchef.