Werden Lücken bleiben?
Große Sorgen machen sich Schüler, die vor dem Abschluss stehen, und ihre Eltern: Werden ihre Abschlusszeugnisse einen „Corona-Makel“ haben? Welche Rolle spielen Noten in einer Zeit, in der viel Unterricht ausgefallen ist? Können Betriebe die eine oder andere Lücke, die in der (Berufs-)Schule entstanden ist, auffangen?
"Schulnoten sind nicht das Maß aller Dinge"
Oliver Nothdurft, Jugendbildungsreferent IG BAU, Region Bayern: Es wird bei der Einstellung immer Betriebe geben, die viel Wert auf Noten legen. Aber gerade im Handwerk wissen die Kolleg*innen auch, dass Schulnoten nicht das Maß aller Dinge sind. Viel wichtiger ist, ob jemand Interesse am Handwerk zeigt, etwas lernen möchte und vielleicht nicht gerade zwei linke Hände hat. Alles andere kann man lernen und gerade am Bau sieht man, dass die Leute die vielleicht nicht die 1er-Schüler*innen waren, in der praktischen Arbeit richtig aufblühen. Und gerade weil der Fachkräftemangel groß ist, kann sich die Branche gar nicht erlauben, Interessierte abzuweisen!
"Wir glauben nicht an einen 'Corona-Makel'"
Andreas Brachem, Kfz-Innung München-Oberbayern: Wir glauben nicht an einen „Corona-Makel“ der Zeugnisse. Überhaut hat unseres Erachtens die Bedeutung von Zeugnissen bei der Entscheidung der Ausbilder tendenziell nachgelassen und sind persönliche Eindrücke, insbesondere durch absolvierte Praktika, wichtiger geworden. Allerdings können Ausbildungsbetriebe entstandene schulische Defizite kaum kompensieren, das ist neben der eigentlichen Ausbildungsaufgabe im Rahmen des wirtschaftlichen Umfelds nicht leistbar. Hier müssten ggf. andere Modelle greifen.
"Die ein oder andere Lücke können wir ausbügeln"
Ralf Suhre, SHK Innung München: Abschlusszeugnisse werden bei unseren Betrieben sicherlich keinen Corona- Makel haben und die ein oder andere Lücke können wir auch durch gezielte Nachhilfekurse, die wir während der Ausbildung anbieten ausbügeln. Da brauchen sich Eltern und Schüler keine Sorgen machen. Viel wichtiger als Noten sind für unsere Betriebe Zuverlässigkeit, Begeisterung für den Beruf und den Willen seine handwerklichen Fähigkeiten einzusetzen und zu vertiefen.
"Die praktische Ausbildung hat nicht gelitten"
Christina Breunig, Leiterin des Bildungszentrums für Farbtechnik und Raumgestaltung: Wir im Bildungszentrum können behaupten, dass die Ausbildung nicht gelitten hat. Das ist ein großer Vorteil bei uns im Handwerk, denn die praktische Arbeit steht im Fokus.