„Ausbildungsbereitschaft ist ungebrochen hoch“
Durchwachsene Bilanz am bayerischen Ausbildungsmarkt
Mangels Bewerber sind im vergangenen Jahr 15.609 Ausbildungsplätze in Bayern unbesetzt geblieben: Die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit, der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) sowie weitere Partner der beruflichen Bildung haben eine durchwachsene Bilanz des bayerischen Ausbildungsmarkts gezogen. „Die bayerische Wirtschaft schöpft nach dem Corona-Schock wieder Zuversicht. Auch die Talsohle bei der Besetzung von Ausbildungsstellen scheint bald überwunden. Vor allem die sinkende Zahl an Bewerbungen für eine Ausbildung ist jedoch besorgniserregend", sagt Hubert Schöffmann, bildungspolitischer Sprecher des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK).
"Keine Bewerbungen bekommen"
„Mehr als zwei Drittel der Unternehmen mit Nachwuchsschwierigkeiten geben an, dass sie gar keine Bewerbungen bekommen. Es bleibt daher angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels eine Daueraufgabe für alle Partner, Lücken bei der Berufsorientierung und bei den Informationen über die attraktiven Ausbildungsangebote in den bayerischen Betrieben gemeinsam zu schließen", so Schöffmann weiter. Im IHK-Bereich war die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Bayern zum Stand Ende September gegenüber dem Vorjahr um 1,0 Prozent zurückgegangen, trotz hoher Nachfrage nach Fachkräftenachwuchs von Seiten der Unternehmen.
"Unternehmen wollen sich ihre Fachkräfte von morgen sichern"
„Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ist ungebrochen hoch, denn Unternehmen wollen sich ihre Fachkräfte von morgen sichern", erklärt Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur. „Die bayerische Wirtschaft ist auf einem sehr guten Weg und wir stehen heute schon wieder vor den Herausforderungen, die uns auch schon vor der Krise beschäftigt haben: Unternehmen sind mehr denn je auf der Suche nach ihren Fachkräften von Morgen. Für junge Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchen, bieten sich hier immer noch viele Chancen auf dem bayerische Ausbildungsmarkt. Auch nach dem offiziellen Ausbildungsstart gibt es noch die Möglichkeit mit einer Ausbildung zu beginnen.“
"Berufsorientierung muss auf persönlichem Weg stattfinden"
Die Berufsorientierung im Handwerk müsse auf persönlichem Weg stattfinden, meint auch Frank Hüpers. „Wir brauchen den Kontakt zu den jungen Menschen, das kann man nicht ohne Weiteres digitalisieren. Wir sind daher sehr froh, dass in den letzten Wochen wieder eine ganze Reihe von Ausbildungsmessen stattfinden konnte“, so der Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern. Die Arbeitsagentur verzeichnete Ende September 2020 noch 15.609 unbesetzte Ausbildungsstellen in Bayern. Die Zahl der Bewerber um eine Lehrstelle war um zwölf Prozent zurückgegangen, die Zahl der angebotenen Lehrstellen trotz Corona-Schock in der Wirtschaft nur um sechs Prozent.
Die meisten unbesetzten Stellen sind nach Angaben der Arbeitsagentur im Einzelhandel, in der Lebensmittelherstellung und -verarbeitung, im Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe, in den medizinischen Gesundheitsberufen sowie in den Gebäude- und versorgungstechnischen Berufen zu verzeichnen. Knapp 60 Prozent der unbesetzten Ausbildungsstellen sind allein auf diese Berufsgruppen zurückzuführen. Außerdem blieben viele Ausbildungsstellen im Baugewerbe (Hochbau), in der Metall- und Elektrobranche sowie im kaufmännischen Bereich unbesetzt.