Sturm auf die Hörsäle

Doppelter Abiturjahrgang: Berliner Schulabgänger brauchen 2012 einen Plan B

2012 wird es voll in den Hörsälen!

2012 wird es voll in den Hörsälen!

Die Universitäten erleben derzeit einen Ansturm von Studenten. Der Grund: Zum 1. Juli vergangenen Jahres wurde die Wehrpflicht ausgesetzt. Außerdem gab es in mehreren Bundesländern doppelte Abiturjahrgänge, die nun an die Hochschulen strömen. In diesem Sommer ist es auch in Berlin und Brandenburg soweit. Dann verlassen die 12. und 13. Klassen gemeinsam Gymnasien und Integrierte Sekundarschulen. Es wir also – wie bereits im vergangenen – auch in diesem Wintersemester noch einmal enger im Hörsaal und so mancher wird bei der Studienplatzvergabe leerausgehen. Wer jetzt also Abitur macht, sollte sich Alternativen überlegen.

 

Seit 2007 ist die Einführung des Abiturs nach zwölf Jahren in fast allen Bundesländern beschlossen, sie wurde jedoch noch nicht in allen umgesetzt. Weil die Bildung zur Kulturhoheit der Länder gehört, hat jedes Land seinen eigenen Umsetzungsplan. Aber obwohl nicht alle Länder ihre Schulabgänger zur selben Zeit auf die Unis loslassen, 2011 waren es Niedersachsen und Bayern, gab es bereits im letzten Jahr einen großen Ansturm auf die Berliner Hochschulen. In der pulsierenden Hauptstadt wollen viele junge Leute leben, obendrein müssen sie hier im Gegensatz zu Studierenden in anderen Bundesländern wie eben Niedersachsen und Bayern oder auch Hamburg keine allgemeinen Studiengebühren zahlen.

 

Im letzten Wintersemester gab es so allein an den drei großen Universitäten mehr als 80 000 Bewerber. An der Technischen Universität wollten sich über 17 500 Abiturienten einschreiben. Die TU hatte jedoch nur 4300 Studienplätze zu vergeben. An der Freien Universität gab es 30 500 Bewerber auf 4000 Plätze. Und an der Humboldt-Universität kamen mit 32 000 Anmeldungen sechs Bewerber auf einen Platz. Ähnlich sieht es an den anderen Berliner Hochschulen aus. Diese Missverhältnisse werden jetzt noch größer: Während 2011 rund 10 300 Absolventen die allgemeinbildenden Schulen in Berlin mit der allgemeinen Hochschulreife verlassen haben, werden in diesem Jahr 17 200 Berliner aus Gymnasien eine Studienberechtigung in den Händen halten. Dazu kommen noch die Abiturienten aus den Oberstufenzentren und die Schüler mit Fachhochschulreife – insgesamt dürfen damit 2012 etwa 20 000 Berliner studieren.

 

Weitere Infos zum Thema: Die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit hat einen Sondernewsletter zum doppelten Abiturjahrgang 2012 in Berlin und Brandenburg herausgegeben – www.bvbo-berlin.de

 

 

1. Go east

Studieninteressierte sollten sich rechtzeitig an den Hochschulen nach den Zugangsvoraussetzungen erkundigen. Gibt es für das Wunschfach einen NC (Numerus Clausus), also eine Zulassungsbeschränkung? Welche Durchschnittsnote braucht man, um zum Studium zugelassen zu werden? Ist das Fach an einer anderen Uni vielleicht NC-frei? Wenn dies nicht am Studienort der ersten Wahl der Fall ist, dann vielleicht in einer anderen Stadt oder in einem anderen Bundesland.

In Ostdeutschland sind die Studierendenzahlen häufig geringer. Nach einer Studie des Hochschul-Informationssystems (HIS) in Hannover bleiben die meisten Studienanfänger aus dem Westen im Westen und Studienanfänger aus dem Osten gehen häufig in den Westen. Deshalb sind die Chancen besser, auch noch mit eher durchschnittlichen Noten einen Studienplatz in Halle, Chemnitz oder Zwickau zu bekommen.

 

Weitere Vorteile: Die Studienbedingungen sind in Ostdeutschland zum Teil besser. Auf eine Lehrkraft kommen weniger Studenten als an westdeutschen Hochschulen. Dadurch ist der Kontakt zu den Lehrenden meist intensiver und der Umgang persönlicher. Außerdem sind die ostdeutschen Hochschulen in der Regel gut ausgestattet, weil nach der Wende in sie investiert wurde. Auch die Lebenshaltungskosten und die Mieten sind geringer als im Westen. Und: Keines der neuen Bundesländer erhebt Studiengebühren.

 

2. Go abroad

Nicht nur ein anderes Bundesland kann eine Option sein, um zeitnah mit seinem Wunschstudium zu beginnen. Auch das Ausland ist eine Alternative – vielleicht sogar die bessere. Wegen kleineren Seminaren und intensiverer Betreuung, aber vor allem wegen geringeren Zulassungsbeschränkungen wollen in den letzten Jahren ohnehin immer mehr Deutsche an ausländischen Unis studieren – am liebsten in Österreich, in den Niederlanden, in England, in der Schweiz, in den USA und in Frankreich. 2009 waren es insgesamt 115 500 junge Leute, die Deutschland für ihre Ausbildung den Rücken kehrten.

 

Voraussetzung für ein Auslandsstudium ist allerdings, dass man die Landessprache beherrscht. An niederländischen Hochschulen werden häufig Kurse auch in englischer und sogar deutscher Sprache angeboten, sodass die Barrieren dort wie in Österreich und der deutschsprachigen Schweiz gering sind. Zu beachten ist auch, dass allgemeine Studiengebühren verlangt werden können. In den Niederlanden betragen diese über 1600 Euro pro Semester. Auch die Lebenshaltungskosten können im Ausland höher sein. London zählt beispielsweise zu den teuersten Städten der Welt. Obendrein sollen in diesem Jahr die Studiengebühren in England drastisch steigen und Universitäten dort bis zu 10 700 Euro pro Jahr von ihren Studenten verlangen können.

 

Abgesehen davon, dass Studieninteressierte ein Auslandsstudium gut kalkulieren sollten, müssen sie sich auch noch überlegen, ob sie es weit weg von zu Hause, den Eltern und Freunden auf Dauer überhaupt aushalten. Wer sich bereits dafür entschieden hat, im Ausland zu studieren, dem können Rankings bei der Uni-Wahl helfen. Unter www.arwu.org listet zum Beispiel das Shanghai-Ranking die besten Universitäten der Welt auf.

 

 

3. Das Bezahlstudium

Die privaten Hochschulen sind die Profiteure der zunehmend chaotischen Verhältnisse an den staatlichen Unis. Es handelt sich um Hochschulen in privater Trägerschaft, zu ihnen zählen Universitäten, Fachhochschulen sowie Kunst- und Musikhochschulen. Ihre Zahl hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt, heute sind rund 100 der knapp 400 Hochschulen in Deutschland in privater Hand. Von den insgesamt 2,1 Millionen Studenten in Deutschland, sind zwar nur rund 108 700 an einer privaten Einrichtung, ihr Anteil liegt damit bei etwa fünf Prozent aller Studierenden. Die Tendenz ist jedoch steigend.

 

Denn die Zulassungsvoraussetzungen an privaten Hochschulen sind meist nicht durch einen Numerus Clausus geregelt. Lediglich Abitur oder Fachhochschulreife, gegebenenfalls noch ein erfolgreicher Aufnahmetest sind Bedingung. Damit ist es oftmals auch für Schulabgänger mit unterdurchschnittlichem Abitur möglich, ohne Wartesemester mit dem Wunschstudium zu beginnen. Weitere Vorteile: Auch hier sind die Klassen kleiner und die Betreuung ist intensiver. Die Kontakte zur freien Wirtschaft sollen besser sein, weshalb sich viele Privatstudenten größere Karrierechancen erhoffen. Außerdem können die Privaten renommierte Dozenten einkaufen. Aber das kostet eben auch. Das Geld dafür holen sich die Betreiber von den Studenten. Für ein Studium an einer privaten Hochschule werden hierzulande jährlich bis zu 20 000 Euro Studiengebühren fällig.

 

Nirgendwo wurden seit dem Jahr 2000 so viele private Hochschulen gegründet wie in Berlin. Damals existierten lediglich zwei solcher Bildungseinrichtungen in der Hauptstadt, heute sind über 25, darunter acht staatlich anerkannte private Universitäten, zahlreiche private Fachhochschulen und eine private Kunst-Hochschule. Gerade in Berlin sind die nicht staatlichen Hochschulen aber besonders klein. Außerdem wird an den Privaten nicht das gesamte Fächerspektrum angeboten, es gibt eine Konzentration auf Wirtschaftswissenschaften, Recht und Medizin. In Berlin können auch Studiengänge aus den Bereichen Film und Design belegt werden. Angehende Geisteswissenschaftler haben also gar nicht die Möglichkeit, auf private Hochschulen auszuweichen. Auch auf die Forschung setzen die Privaten im Vergleich zu den staatlichen Hochschulen kaum. So nehmen sie nur wenig Drittmittel für Forschungsprojekte ein.

 

Eine Auflistung der privaten Hochschulen in Berlin gibt es hier: www.berlin.de

 

4. Auf Umwegen zum Ziel

Wer sich ein Studium im Ausland oder an einer privaten Hochschule nicht leisten kann und unbedingt in einer bestimmt Region studieren möchte, der sollte im Studienangebot seiner Erste-Wahl-Uni nach verwandten Studiengängen und -fächern suchen, die weniger stark nachgefragt sind und an die man deshalb leichter rankommt. Soziologie statt Psychologie oder Volkswirtschaftslehre statt BWL führen vielleicht auch zum gewünschten Berufsziel. Häufig werden die selben Seminare für Studenten unterschiedlicher, aber verwandter Fachrichtungen angeboten. Später besteht dann eventuell die Möglichkeit, sich erste Studienleistungen anrechnen zu lassen und damit ins eigentliche Wunschfach zu wechseln. Ist einem dies alles zu unsicher, kann man auch erst einmal eine Ausbildung machen und so Wartezeiten bis zur Zulassung überbrücken.

 

 

5. Zweigleisig fahren – die duale Ausbildung

Das Abi ist die Eintrittskarte zum Hochschulstudium. Dementsprechend beginnen die meisten Abiturienten gleich damit. Nur rund ein Fünftel kommt auf die Idee, eine duale Ausbildung zu machen. Dabei kann die eine echte Alternative und vielleicht sogar genau das Richtige sein. Unter einer dualen Ausbildung versteht man die parallele Ausbildung in einem Betrieb und an der Berufsakademie. Voraussetzung für eine Berufsausbildung in diesem sogenannten dualen System ist ein Lehrvertrag mit einem Betrieb. Der praktische Teil der Ausbildung wird dem  Auszubildenden im Betrieb vermittelt, den theoretischen übernimmt die Akademie.

 

Die IHK Berlin, die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft sowie der Verband der Freien Berufe Berlin wollen den Absolventen des doppelten Abiturjahrgangs die Vorteile einer dualen Berufsausbildung vorstellen. Noch bis März dieses Jahres bieten sie unter dem Motto „Abi+ Lehre = Karriere" Abiturienten an, sich im Rahmen einer Roadshow an ihrer Schule über die duale Ausbildung zu informieren. Am 17. März soll es außerdem für Abiturienten, die noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz für 2012 sind, ein Speed-Dating geben. Dabei lernen sich potenzielle Ausbilder und Azubis kennen. In Erwartung des doppelten Abiturjahrgangs will die Berliner Wirtschaft an die 600 zusätzliche Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen. Weitere Informationen zu der Aktion unter www.ihk-berlin.de/abitur2012.

 

„Viele duale Ausbildungsberufe eröffnen insbesondere Abiturienten gute Karrierechancen sowie Möglichkeiten der Aufstiegsfortbildung, die einem Bachelor oder Master nicht nachstehen", heißt es in einem Brief der Organisatoren dieser Aktion an die Berliner Schulen. Eine duale Ausbildung biete Abiturienten die Chance, sofort ins Berufsleben einzusteigen. Ein Teil der Ausbildung könne im Ausland absolviert werden. Bei guten Leistungen wäre es bereits nach zwei Jahren möglich, einen Berufsabschluss zu haben. Mit einer Ausbildung in der Tasche kann man sich dann immer noch für ein Studium entscheiden – vielleicht mit neuen und konkreteren Ideen, in welche Richtung es gehen soll.

In den Ausbildungsplatzbörsen der IHK Berlin, der Bundesagentur für Arbeit sowie der Freien Berufe finden Abiturienten viele Ausbildungsplätze mit Ausbildungsstart September 2012:

ihk.dasburo.de

kursnet-finden.arbeitsagentur.de

freie-berufe-berlin.de

Einen Trost für den Abi-Jahrgang 2012 gibt es aber: Er wird es leichter haben als die Schulabgänger nach ihm. Denn 2013 werden noch mehr Studienanfänger erwartet, dann kommt der doppelte Abiturjahrgang im bevölkerungsstarken Nordrhein-Westfalen aus den Schulen. Wer 2012 einen Studienplatz ergattert, sollte deshalb lieber gleich anfangen, zu studieren.

 
 
 
 
 

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